Pili, mein Kompass
Jeden Tag ist er in seiner pompösen Erscheinung da. Mal liegt Schnee auf ihm, mal bläst der Wind über seine Kuppen, mal sehe ich die Felsen zwischen den Wolken hervorragen oder es hangen so viele Regenwolken an ihm, dass ich ihn gar nicht sehen kann. Selbst in der Nacht spüre ich sein gewaltiges Dasein und erkenne seine Silhouette. Seine fünf leuchtenden Lichter an der Spitze verraten ihn in der Dunkelheit.
Er ist einfach da und schaut auf uns runter. Jeden Tag schaue ich zu ihm hinauf und denke, wie idyllisch er aussieht. Natürlich schaue ich ihn auch an, um zu sehen, wie das heutige Wetter wird. Das kann ich an ihm sehr gut erkennen. Denn glücklicherweise bewege ich mich in meinem Alltag praktisch nur um ihn herum. Deshalb ist er für mich ein wichtiger Orientierungspunkt in meinem Leben. Irgendwie ist er auch wie ein ständiger Bewegleiter und Beschützer, welcher mein Zuhause bereichert.
Genug gerühmt dieses Eyecatchers. Er kommt natürlich auch so gut zur Geltung, da seine ganze Umgebung zu dieser Schönheit dazu beiträgt. Der Vierwaldstättersee mit seinem Luzerner Becken und die ganze Bergkette neben ihm ergeben eine gewaltige Landschaft. Und das Ganze darf ich jeden Tag geniessen und mich inspirieren lassen.
Deswegen ist er auch zu meinem Motiv in der Malerei geworden. Ich dachte, dass ich ihn schon so gut kenne und ihn aus dem Kopf malen könne. Aber wie es so ist, wenn etwas immer da ist, nimmt man es nicht mehr so genau wahr. Die einzelnen Details verschwinden im Gesamtbild. Ich war der Meinung, dass die Umrisse für mich klar sind. Aber als ich sie malen wollte, merkte ich, dass ich gewisse Felsvorsprünge oder Felszacken doch nicht ganz im Kopf hatte. Also habe ich mir die Zeit genommen, um ihn genauer zu betrachten. Dazu habe ich jeden Tag Fotos von ihm gemacht, um damit für mich eine passende Stimmung bzw. schöne Atmosphäre für die Malerei zu finden.
Als ich zum Pinsel griff, überkam mich die Lust, verschiedene Untergründe auszuprobieren. Das gleichbleibende Motiv gab mir neben einer Sicherheit, zugleich auch die Freiheit mit verschiedenen Materialien zu experimentieren. Nebst den Ölfarben habe ich auch noch mit den selbst hergestellten Aquarellfarben gemalt. Dies brachte eine gewisse Widerspenstigkeit der Materialen in meine Arbeit, weil jedes Pigment unterschiedlich auf dem Untergrund reagierte.
Mit meiner Malerei will ich ihm meine Bewunderung ausdrücken und anderen die Schönheit dieses Naturspektakels zeigen.
Habt ihr ihn mittlerweile erkannt? Vielleicht geht es euch gleich wie mir und seid ebenfalls tief beeindruckt, wie wunderprächtig doch der Pilatus uns umgibt.